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Mindset-Shift zu Premium-Preisen

Die Zeit-Geld-Falle verlassen

Viele Freelancer verkaufen ihre Zeit wie ein Rohstoff: „Ich arbeite 8 Stunden, rechne 60 € ab, verdiene 480 €." Das Problem? Je besser du wirst, desto weniger Zeit brauchst du für die gleiche Aufgabe – aber dein Einkommen sinkt.

Beispiel der Zeit-Geld-Falle:
Freelancerin braucht für einen Launch zunächst 40 Stunden bei 60 €/Std. = 2.400 €. Nach 3 Jahren Erfahrung: 15 Stunden für die gleiche Arbeit bei 60 €/Std. = 900 €. Sie verdient weniger, obwohl sie mehr Wert liefert.

Der Paradigmen-Wechsel: Von Stunden zu Value

Premium-Freelancer rechnen nicht nach Stunden, sondern nach dem Wert, den sie für den Kunden schaffen:

Value-basierte Preisgestaltung: Der Preis orientiert sich am Nutzen für den Kunden, nicht an deiner Arbeitszeit.
Paket-Modelle: Du verkaufst ein Paket (z. B. „Launch-Strategie für Online-Kurse") zu einem Fixpreis, den du intern mit Stundensätzen kalkulierst.
Effizienz-Gewinne: Wenn du mit den Jahren schneller wirst, steigt deine interne Stundenrendite – der Kunde zahlt nicht weniger.

Warum Premium-Preise gerechtfertigt sind

Kunden zahlen gerne hohe Stundensätze, wenn sie verstehen, dass du ein teures Problem löst:

Beispiel 1: Leads für SaaS-Founder Ein Founder verliert monatlich 50.000 € potenzielle Einnahmen, weil seine Lead-Gen nicht funktioniert. Du entwickelst ein LinkedIn-System, das 120 neue qualifizierte Leads pro Monat bringt. Intern: 20 Stunden à 150 €/Std. = 3.000 €. Für den Founder: ein zusätzliches Umsatzpotenzial von 300.000 € pro Jahr. Preis-Nutzen-Verhältnis: 1:100.
Beispiel 2: Conversion-Optimierung für E-Commerce Ein Shop-Besitzer konvertiert 1 % seiner Besucher. Du erhöhst die Conversion auf 1,5 % ("+0,5 Prozentpunkte"). Bei 10.000 monatlichen Besuchern bedeutet das +50 zusätzliche Verkäufe. Wenn der durchschnittliche Order-Wert 80 € ist, verdient der Besitzer +4.000 € pro Monat. Dein Paket kostet 2.500 €. Amortisiert sich in weniger als einer Woche.

Die 4 Säulen deiner Premium-Positionierung

Spezialisierung: Du löst nicht alle Probleme, sondern dein Spezialgebiet – und das extrem gut.
Messbare Ergebnisse: Du zeigst nicht „Arbeit geleistet", sondern „Umsatz um X % gestiegen".
Zielgruppen-Fokus: Du arbeitest mit einer ganz bestimmten Sorte Kunden (z. B. „Female Founder mit >100k Revenue"), nicht mit „jedem".
Premium-Branding: Deine Website, deine Kommunikation, dein Auftreten signalisiert Qualität und Exklusivität.

Das Preis-Gleichgewicht

Premium-Freelancer mit 100–200 € Stundensätzen arbeiten typischerweise in diesem Modell:

  • 4–6 Stunden durchschnittliche Billable Hours pro Tag (nicht 8)
  • Rest: Akquise, Marketing, Admin, Skill-Entwicklung
  • Zieleinnahme: 12.000–20.000 € pro Monat (24–40 billable Tage à 4–8 Std.)
  • Pausen zwischen Projekten eingeplant (nicht 100 % Auslastung)

Worksheet: Dein aktueller vs. Ziel-Stundensatz

Berechne deinen Mindest-Stundensatz basierend auf deinen Lebenshaltungskosten und Gewinnzielen.

A) Deine jährlichen Kosten

Tipp: Nimm dein aktuelles Netto-Einkommen oder eine realistische Zahl.

B) Deine verfügbaren Stunden

Der Rest deines Tages geht für Emails, Admin, Akquise drauf.
Es ist realistisch, dass du nicht 100 % der Tage gebucht bist.

Fallstudie: Von 60 € zu 150 € Stundensatz

Person: Sarah, Online-Marketing-Freelancerin (3 Jahre Erfahrung)

Vorher (60 € / Std.)

Situation

Sarah arbeitet für kleine Agenturen und macht „Social Media & Website-Optimierung". Sie verdient 60 €/Std., ist aber ständig ausgebucht und verdient nur 28.000 € pro Jahr (weil sie nur 4 billable Stunden/Tag hat).

Problem

Sie ist ineffizient positioniert: konkurriert mit 100 anderen Freelancer:innen, die dasselbe machen. Kunden verhandeln auf den Preis herunter.

Nachher (150 € / Std.)

Strategie

Sarah spezialisiert sich auf „Launch-Strategin für Online-Kurse von Female Creator:innen". Sie entwickelt ein 3-Monats-Paket: Positionierungs-Audit → Launch-Strategie → Content-Planung. Preis: 6.000 €. Intern: 40 Stunden = 150 €/Std.

Resultat

Sarah hat monatlich 2 Kund:innen à 6.000 € = 12.000 € Umsatz mit 80 Stunden Arbeit (im Monat). Das entspricht 150 €/Std. Sie ist weniger ausgebucht, aber deutlich profitabler. Nach 6 Monaten hebt sie auf 200 €/Std. an.

Warum funktioniert das?

1. Klare Positionierung → Kund:innen finden sie direkt (weniger Verhandeln)
2. Paket-Modell → Sie kann schneller arbeiten, verdient aber mehr
3. Zielgruppen-Fokus → Female Creator:innen zahlen gerne für Expert:innen, die ihren Markt verstehen
4. Messbare Ergebnisse → Sie zeigt nicht „40 Stunden Social Media", sondern „50 Menschen auf deine Warteliste in Woche 1"